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URETEK:

Was hat sich seit 2015, dem internationalen Jahr des Bodens, verändert?

Krautzberger:

Der Beschluss der Vereinten Nationen, das Jahr 2015 als „Internationales Jahr des Bodens“ auszurufen, hat zu zahlreichen spannenden Aktivitäten und Kampagnen in Deutschland, aber auch in anderen Staaten der EU und darüber hinaus geführt. Im Zuge dessen gelang es uns, die mediale Aufmerksamkeit auf die zentrale Bedeutung des Bodens für unser Leben zu lenken.

Im Internationalen Jahr des Bodens hat das UBA erstmals einen Bericht über den „Bodenzustand in Deutschland“ vorgestellt. Er macht deutlich, dass die Natur vielgestaltige und fruchtbare Böden bereitstellt, die es in einer guten Qualität zu erhalten gilt. Durch unsere Industrie- und Wirtschaftsgeschichte haben wir Böden versiegelt, kontaminiert und teilweise übernutzt.

Verbessert hat sich in den vergangenen Jahren die Datenlage hinsichtlich der Zustandsbeschreibung der Böden und ihrer Änderungen im zeitlichen Verlauf. Diese Informationen brauchen wir für ein adäquates Handeln – sowohl im praktischen Umgang mit dem Boden als auch bei politischen Entscheidungen. Neben den durch das UBA zentral gesammelten Daten aus den Boden- auerbeobachtungsflächen der Bundesländer liegen nun auch Ergebnisse der Bodenzustandserhebungen „Landwirtschaft“ und „Wald“ des Thünen-Instituts vor.

In der Deutschen Nachhaltigkeitsstrategie 2016 hat die Bundesregierung das Ziel verankert, bis 2030 den täglichen Flächenverbrauch bundesweit auf unter 30 Hektar zu senken. Damit wurde das in der nationalen Nachhaltigkeitsstrategie von 2002 ursprünglich bis 2020 angestrebte Ziel von 30 Hektar zwar an den aktuellen Entwicklungsstand angepasst. Langfristig ist der Weg jedoch eindeutig geebnet: Im Klimaschutzplan 2050 bekennt sich die Bundesregierung zur Flächenkreislaufwirtschaft. Diese soll bis spätestens 2050 erreicht werden und den Flächenverbrauch bis zum Jahr 2050 in Übereinstimmung mit dem „Fahrplan für ein ressourceneffizientes Europa“ der EU auf „nettonull“ senken.

URETEK:

Vor welchen Herausforderungen stehen wir beim Bodenschutz?

Krautzberger:

Dioxine und fluorierte Kohlenwasserstoffe stellten uns in den vergangenen Dekaden vor enorme Herausforderungen im nachsorgenden Bodenschutz. Neue Chemikalien wie per- und polyfluorierte Chemikalien (PFC) führen zu erheblichen Umweltbelastungen von Böden. PFC haben ganz besondere Eigenschaften: Sie sind wasser-, fett- und schmutzabweisend sowie chemisch und thermisch stabil. Daher finden PFC in vielen Verbraucherprodukten wie Kochgeschirr, Textilien und Papier Anwendung. Über Kläranlagen und Oberflächengewässer gelangen sie dann in die Umwelt. Auch im Löschschaum sind sie enthalten.

PFC-belastete Böden können gegenwärtig mit bekannten Methoden und Verfahren nicht kostengünstig saniert werden, da sich die Stoffe unter Umweltbedingungen nicht abbauen. Die Entwicklungen beim Flächenverbrauch sind nach wie vor ein großes Thema für uns. In Deutschland beanspruchen wir täglich immer noch rund 60 Hektar Fläche für den Bau von Siedlungen und Verkehrswegen. Im Vergleich dazu waren es in den Jahren 2008 bis 2011 81 Hektar. Die Trends gehen zwar in die richtige Richtung. Dennoch verlieren wir nach wie vor täglich unwiederbringlich freie Fläche mit einem wertvollen fruchtbaren Boden.

Auch die Bodendegradation, also die Verschlechterung der Bodenqualität bis hin zum völligen Verlust seiner Funktionsfähigkeit, gibt uns weiterhin Anlass zur Sorge. Global gesehen müssen wir davon ausgehen, dass mindestens zwei Milliarden Hektar Boden und damit etwa 15 Prozent der Landoberfläche degradiert sind. 305 Millionen Hektar weltweit sind so stark geschädigt, dass sie landwirtschaftlich nicht mehr genutzt werden können. Pro Jahr kommen 5-10 Millionen Hektar hinzu.

URETEK:

Welche Auswirkungen haben Klimaänderungen auf den Bodenzustand?

Krautzberger:

Der Mai 2018 war in Deutschland der wärmste Mai seit 1881. Die deutschlandweit hohen Temperaturen wurden im Süden und Westen des Landes begleitet von häufigen Gewittern, Starkniederschlägen und lokalen Hochwasserereignissen und einer ausgeprägten Trockenheit im Norden. Diese Großwetterlagen werden an Häufigkeit zunehmen.

Starkniederschläge erhöhen, gepaart mit einer zunehmenden Sommertrockenheit und einer die Erosionsgefahr für den Boden. Vorliegende Prognosen zeigen hier regionale Unterschiede auf.Veränderung der Bodenbedeckung,

Eine in Folge des Klimawandels zunehmende Verdunstung führt bei gleichzeitiger prognostizierter Abnahme der Niederschläge im Sommerhalbjahr zu einer schnelleren Austrocknung des Oberbodens. Die Konsequenz ist weiterhin die Zunahme der Winderosion. In der Folge kommt es zu einem Verlust von fruchtbarem Boden, den wir zum Leben brauchen. Als potenziell winderosionsgefährdet gelten vor allem Sand- sowie entwässerte Moor- und Niedermoorböden im Norden und Nordosten Deutschlands.

Infolge von wärmeren und trockneren Sommern kann es weiterhin zu einem Mangel an pflanzenverfügbarem Wasser in der Vegetationsperiode kommen. In einigen Gebiete Deutschlands wird vor diesem Hintergrund der Bedarf an Bewässerung steigen.

Große Teile Europas haben künftig häufiger extrem starke Regenfälle zu erwarten. Damit einhergehend ist auch die Zunahme der Hochwasserproblematik in vor allem urbanen Gebieten. Die massive Versiegelung der Böden verstärkt die Probleme noch, da das Wasser nicht versickern kann.

Die von der Europäischen Kommission in „Boden – der verborgene Teil des Klimazyklus“ veröffentlichten Zahlen zeigen, dass bereits 16 Prozent der Fläche Europas von Wassererosion bedroht sind.

Geschädigter Boden kann den Klimawandel sogar noch verschärfen. Wenn Böden degradieren, wird ihre Speicherfunktion gestört und ehemals gebundener Kohlenstoff in die Atmosphäre abgegeben. Der Boden ist neben den Weltmeeren weltweit der zweitgrößte Kohlenstoffspeicher. Wieviel er speichern kann, hängt allerdings stark von seiner Bewirtschaftung ab. So werden beim Abbau von Humus große Mengen CO2 freigesetzt. Das geschieht zum Beispiel, wenn Grünland- zu Ackerböden umgebrochen oder Moore trockengelegt werden.

Die Funktion der Böden ist vor allem durch menschliche Eingriffe und Nutzung gefährdet. Der Klimawandel verstärkt die bekannten Gefahren.

URETEK:

Was muss Global und national geschehen, um den Bodenzustand zu verbessern?

Krautzberger:

Die Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen verpflichten uns, Böden zu schützen und eine ausgeglichene Bilanz zwischen Bodendegradation und Wiederherstellung der Bodenqualität bis 2030 anzustreben. Das UN Environmental Program (UNEP) und die UN Convention to Combat Desertification (UNCCD) haben mit Bezug auf das Nachhaltigkeitsziel 15 die „Land Degradation Neutral World“ ausgerufen. Dies bedeutet eine Welt ohne Nettobodenverlust und verlangt eine Abkehr von der derzeitigen teilweise zerstörerischen Nutzung der Böden. Die nationale Umsetzung der Nachhaltigkeitsziele erfolgt in der im Januar 2017 von der Bundesregierung verabschiedeten Deutschen Nachhaltigkeitsstrategie.

Gerade die Umsetzung der globalen Nachhaltigkeitsziele macht noch einmal deutlich, dass ein vorsorgender Bodenschutz gleichermaßen global, europäisch, national und regional ansetzen muss. Eine adäquate europäische Regelung kann einen übergreifenden Handlungsrahmen geben, der der Umsetzung vor Ort wertvolle Orientierung gibt.

Auf der Pariser Klimakonferenz 2015 haben sich 196 Länder für ein neues Klimaabkommen entschieden und sich dafür nationale Ziele zu setzen. So hat sich die EU verpflichtet, ihre Emissionen bis 2030 um 40 Prozent zu senken und die Landwirtschaft an den Klimawandel anzupassen, ohne die Produktion einzuschränken. Die in 2015 in Frankreich gestartete „Vier-Promille-Initiative“ hat zum Ziel, die Gehalte organisch gebundenen Kohlenstoffs im Boden um 0,4 Prozent pro Jahr zu erhöhen. Dahinter steckt der Gedanke, den Anstieg des CO2-Gehalts in der Atmosphäre zumindest teilweise durch die Speicherung organischer Stoffe aus Pflanzen im Boden über Jahrzehnte oder Jahrhunderte hinweg auszugleichen.

Von zentraler Bedeutung für den flächendeckenden Schutz des Bodens in der EU ist darüber hinaus die gemeinsame Agrarpolitik (GAP). Hier sehen wir es als unsere Aufgabe an, dass wir wichtige Eckpunkte des Bodenschutzes in den Prozess der Weiterentwicklung der GAP 2020 einbringen. Dies betrifft den Erhalt und die Förderung der verschiedenen Bodenfunktionen und der Bodenfruchtbarkeit ebenso wie den Wasserhaushalt, die Nährstoffeffizienz, den Klimaschutz und den Schutz der biologischen Vielfalt.

URETEK:

Was ist national zu tun?

Krautzberger:

Vor dem Hintergrund der globalen Herausforderungen müssen wir national auf verschiedenen Ebenen aktiv werden und vor allem aufzeigen, dass der Boden ein Querschnittsthema ist. Ich denke da insbesondere an Schnittstellen mit der Agrar-, der Ernährungs- und Energiepolitik sowie den Klima- und Biodiversitätszielen.

Für 2019 gehen wir auf nationaler Ebene fest davon aus, dass der Bundesrat der Mantelverordnung mit einer Novellierung der Bundes- Bodenschutz- und Altlastenverordnung und der Integration der Ersatzbaustoffverordnung zustimmt. Wir halten dies für bedeutsam, da dadurch der Bodenschutz in der Praxis vorangebracht und ein bundeseinheitlicher und rechtsverbindlicher Rahmen für die Verwertung mineralischer Abfälle geschaffen wird.

Ebenso muss der Moorbodenschutz als eine im Klimaschutzplan 2050 bereits beschlossene Maßnahme ambitioniert vorangetrieben werden. Die Bundesregierung erarbeitet gegenwärtig eine Moorschutzstrategie und strebt eine Zielvereinbarung zum Moorbodenschutz mit den Ländern an.

Mit Blick auf die aktuellen Zahlen müssen wir beim Flächenverbrauch deutlich bremsen. Die bislang unternommenen Aktivitäten von Politik, Forschung und Praxis reichen noch nicht aus, um den täglichen Flächenverbrauch bundesweit auf unter 30 Hektar im Jahr 2030 zu senken. Das UBA hat Vorschläge für die Politik erarbeitet, die nun mit den wichtigen Akteuren in Bund, Ländern und Kommunen diskutiert werden müssen. Einen entsprechenden Dialogprozess mit diesen Akteuren werden wir noch in diesem Jahr gemeinsam mit dem Bundesumweltministerium einleiten.

Mit Sorgen betrachten wir die Entwicklungen auf dem Bodenmarkt. Die begrenzte Ressource Boden ist aufgrund der Verknappung sowie der steigenden Nutzungsansprüche an den Börsen der Welt globale Ware sowie Investitions- und Spekulationsobjekt internationaler Investoren geworden. Wo sich Großbetriebe ausbreiten, ist dies nicht nur mit weniger vielfältigen Anbausystemen und einer intensiven Landwirtschaft verbunden, sondern auch mit einer entsprechenden Belastung der Umwelt und damit des Bodens als landwirtschaftliche Nutzfläche. Auch Deutschland ist von dieser Problematik betroffen. Insbesondere Investoren aus nicht-landwirtschaftlichen Bereichen treiben die Preise nach oben. Aktuelle Zahlen des BMEL gehen von einem Preisanstieg der landwirtschaftlichen Bodenpreise von 177 Prozent in den letzten 12 Jahren aus. 30 Prozent der jährlichen Verkäufe werden von Großinvestoren getätigt. Die erforderlichen bodenrechtlichen Regelungen müssen durch die für das landwirtschaftliche Bodenrecht zuständigen Länder geschlossen werden. Der Koalitionsvertrag enthält dazu den Auftrag, die Länder bei der entsprechenden Novellierung des Bodenrechts zu unterstützen.

URETEK:

Was kann jeder einzelne tun, um den Zustand des Bodens zu verbessern?

Krautzberger:

Rechtsetzung durch Bund und Länder ist das Eine. Aber auch der einzelne Bürger und die einzelne Bürgerin kann durch bewusstes Einkaufen, Vermeidung von schädlichem Handeln und durch Eigenengagement Boden schützen.

Nahezu 90 Prozent unserer Nahrungsmittel wachsen auf dem Boden. Wenn wir uns klarmachen, dass nahezu alle Produkte und Konsumgüter einen Bezug zum Boden haben und somit dessen Schutz oder Belastung unmittelbar beeinflussen, wird auch die Dringlichkeit des Umdenkens bei uns allen als Verbrauchende deutlich. Das UBA hat dazu im Januar 2019 Empfehlungen in „Boden schützen leicht gemacht“ veröffentlicht. Themen wie der bewusste Fleischkonsum, der Kauf torffreier Blumenerde, der nachhaltige Umgang mit Lebensmitteln sowie die sachgerechte Nutzung der Biotonne sind nur eine kleine Auswahl der betrachteten Handlungsfelder. Angesprochen werden auch alle, die vor einem kleineren oder größeren Bauvorhaben stehen. Sie erhalten Tipps, warum es sich lohnt, schon beim Hausbau den zukünftigen Gartenboden im Auge zu behalten, Versiegelung zu reduzieren und worauf Verantwortliche und Baufirmen achten sollten.

URETEK:

Frau Krautzberger, dankeschön für dieses ausführliche Gespräch.