Diese Website verwendet Cookies

Wir verwenden Cookies, um Ihnen ein optimales Webseiten-Erlebnis zu bieten. Dazu zählen Cookies, die für den Betrieb der Seite und für die Steuerung unserer kommerziellen Unternehmensziele notwendig sind, sowie solche, die lediglich zu anonymen Statistikzwecken genutzt werden. Sie können selbst entscheiden, welche Kategorien Sie zulassen möchten. Bitte beachten Sie, dass auf Basis Ihrer Einstellungen womöglich nicht mehr alle Funktionalitäten der Seite zur Verfügung stehen. Weitere Informationen finden Sie in unseren Datenschutzhinweisen.
Details

Notwendige Cookies helfen dabei, eine Webseite nutzbar zu machen, indem sie Grundfunktionen wie Seitennavigation und Zugriff auf sichere Bereiche der Webseite ermöglichen. Die Webseite kann ohne diese Cookies nicht richtig funktionieren.

NameAnbieterZweckAblauf
wireuretek.deDer Cookie ist für die sichere Anmeldung und die Erkennung von Spam oder Missbrauch der Webseite erforderlich.Session
cmnstruretek.deSpeichert den Zustimmungsstatus des Benutzers für Cookies.1 Jahr

Statistik-Cookies helfen Webseiten-Besitzern zu verstehen, wie Besucher mit Webseiten interagieren, indem Informationen anonym gesammelt und gemeldet werden.

NameAnbieterZweckAblauf
_gaGoogleRegistriert eine eindeutige ID, die verwendet wird, um statistische Daten dazu, wie der Besucher die Website nutzt, zu generieren.2 Jahre
_gatGoogleWird von Google Analytics verwendet, um die Anforderungsrate einzuschränken.1 Tag
_gidGoogleRegistriert eine eindeutige ID, die verwendet wird, um statistische Daten dazu, wie der Besucher die Website nutzt, zu generieren1 Tag
mf_userMouseflowEin Cookie zur Überprüfung, ob der Benutzer neu ist oder zurückkehrt90 Tage
mf_ec84622f-49d0-4883-a63b-513262e5dc8aMouseflowEin Cookie zur Identifizierung der aktuellen Sitzung auf einer WebsiteSession_
_fbpMetaVerfolgt und speichert Besuche auf verschiedenen Webseiten.90 Tage
Impressum

Die Stadt Staufen liegt ca. 15 Kilometer südwestlich von Freiburg am Ausgang des Münstertals. Im September 2007 wurden Bohrungen für sieben bis 140 m tiefe Erdwärmesonden (EWS) ausgeführt. Sie sollten dazu dienen, das denkmalgeschützte renovierte Rathaus mit Erdwärmetechnologie zu beheizen und zu kühlen. Bereits zwei Wochen nach Fertigstellung der Erdwärmesonden wurden Anfang Oktober 2007 Risse im neu renovierten Rathaus und in benachbarten Gebäuden festgestellt.

Die EWS-Bohrungen lösten Prozesse aus, die zu den seit Ende 2007 zunehmenden Schäden an Gebäuden und Infrastruktur im historischen Altstadtbereich führten. Zur Klärung der Ursachen für diese Hebungen sowie als Bewertungsgrundlage für erforderliche Maßnahmen zum Stoppen des Hebungsprozesses führte das Regierungspräsidium Freiburg, Landesamt für Geologie, Rohstoffe und Bergbau (RPF/LGRB) ab 2008 umfassende Erkundungsmaßnahmen durch.

Risse im Mauerwerk Rathaus
Die Risse am Rathaus und den angrenzenden Gebäuden sind deutlich zu erkennen.

Geologische und hydrogeologische Verhältnisse

Das Stadtgebiet von Staufen im Breisgau liegt geologisch und geomorphologisch am Ostrand des südlichen Oberrheingrabens in der Sulzburg-Staufener Vorbergzone. Sie wird im Osten durch die Schwarzwaldrandverwerfung (Hauptverwerfung) vom kristallinen Schwarzwald (Paragneise mit Gangporphyren) getrennt. Westlich geht die überschotterte randliche Vorbergzone in die äußere Grabenzone und die Grabenrandscholle über. Die Schichtenfolge in der Vorbergzone bei Staufen reicht über dem kristallinen Grundgebirge vom triassischen Buntsandstein bis zum tertiären (oligozänen) Küstenkonglomerat. Von besonderer Bedeutung für den Schadensfall sind der Obere Muschelkalk sowie die überlagernde Abfolge des Keupers.

Zur Erkundung der geologischen Verhältnisse wurden im näheren Umfeld der Erdwärmesonden zwei Erkundungsbohrungen niedergebracht. Die Bohrarbeiten wurden durch intensive geologische, ingenieurgeologische und hydrogeologische Untersuchungen begleitet. Außerdem wurden die Raumlagen der EWS vermessen. Die Erkundungsmaßnahmen lieferten folgende Ergebnisse:

  • Die Erdwärmesonden erschließen eine Schichtenfolge, die unter gering mächtiger, quartärer Überdeckung von der Stuttgart-Formation (Schilfsandstein-Formation) über die Grabfeld-Formation (Gipskeuper-Formation) und die Erfurt-Formation (Unterkeuper) bis in die Obere Hauptmuschelkalk-Formation reicht.
  • Sulfat führendes Gebirge wurde in der Grabfeld-Formation zwischen 28,60 m u. GOK (Oberer Gipsspiegel) und 141,70 m u. GOK (Unterer Gipsspiegel), Anhydrit zwischen 61,50 m u. GOK (Oberer Anhydritspiegel) und 126,10 m u. GOK (Unterer Anhydritspiegel) angetroffen.
  • Der Untergrund im Bereich des EWS-Felds (mit sieben Erdwärmesonden) besteht aus einem kleinräumigen Mosaik von Gebirgsschollen, die durch tektonische Störungen versetzt und begrenzt sind. Die Schichten fallen generell in nordwestliche Richtung ein.
  • Es wurden vier hydraulisch, hydrochemisch und isotopenhydrologisch voneinander getrennte Grundwasserstockwerke identifiziert. Die beiden oberen (in der Stuttgart-Formation und im Gipskarst der Grabfeld-Formation) führen stark gespannte, die beiden unteren (in der Erfurt-Formation und im Oberen Muschelkalk) artesisch gespannte Grundwässer.
  • Die EWS-Bohrungen wurden nicht vertikal abgeteuft, sondern ihre Bohrspuren weichen in ihrer Raumlage stark nach Südosten ab (im tiefsten Abschnitt bis 40° aus der Vertikalen).
  • Die Temperaturprofile der EWS lassen charakteristische Temperaturanomalien im Anhydrit- und quellfähige Tonminerale führenden Gebirge im Bereich des Mittleren Gipshorizonts der Grabfeld-Formation (Gipskeuper-Formation) erkennen. Sie werden auf die exotherme Reaktion bei der Umwandlung von Anhydrit in Gips zurückgeführt.
  • Die Temperaturanomalie ist in der EWS 7 am stärksten ausgeprägt. Das Temperaturprofil in der EWS 7 deutet auf einen Aufstieg von gespanntem Grundwasser aus tieferen Schichten der Erfurt-Formation (Unterkeuper) über eine undichte Ringraumverfüllung in den Anhydrit-führenden Gebirgsabschnitt hin.

Die Ruhetemperaturprofilmessungen erfolgen u. a. durch stationär in die Erdwärmesonden eingebaute Glasfaserkabel. Die umfangreichen Untersuchungen ergaben somit, dass eine missglückte Ringraumabdichtung zumindest einer der sieben Erdwärmesonden ursächlich für die eingetretenen Schäden war. Hierdurch gelangte über den Ringraum der EWS artesisch gespanntes Grundwasser aus der unterlagernden Erfurt-Formation des Unteren Keupers und aus dem Oberen Muschelkalk in Anhydrit-führende Gebirgsabschnitte der Grabfeld-Formation. Dort löste es den Prozess des so genannten „Gipskeuperquellens“ aus.

Maßnahmen zum Stoppen des Hebungsprozesses

Die durchgeführten Untersuchungen dienten auch dazu, verschiedene Möglichkeiten zu prüfen, die geeignet sind, den Quellhebungsprozess schadensbegrenzend zu beeinflussen. Insbesondere muss hierfür der weitere Zufluss von Grundwasser in den in Quellung befindlichen Gebirgsabschnitt verhindert werden. Um dieses Ziel zu erreichen, wurden folgende Maßnahmen durchgeführt:

  • Nachverpressung: nachträgliche technische Abdichtung der Ringräume der EWS-Bohrungen EWS 1 bis 7
  • hydraulischer Abwehrbetrieb: Dauerpumpmaßnahme in der zum Brunnen ausgebauten Erkundungsbohrung EKB 2 und den nachfolgend ausgeführten Brunnenbohrungen BB 3 und BB 4

Die durch die Dauerpumpmaßnahme über insgesamt drei Förderbrunnen erzeugte hydraulische Drucksenke verhindert einen unerwünschten Aufstieg von artesisch gespanntem Grundwasser über sekundäre, durch den Quellhebungsprozess verursachte Fließpfade in den quellfähigen Gebirgsabschnitt.

Die Entnahmerate betrug zu Beginn des gleichzeitigen Absenkbetriebes im April 2012 aus EKB 2 und BB 3 zusammen ca. 5,5 l/s. Seitdem nimmt sie kontinuierlich ab. Im April 2020 betrug sie aus EKB 2, BB 3 und BB 4 zusammen ca. 2,8 l/s. Sie liegt damit deutlich unter der wasserrechtlich genehmigten Entnahmerate von 6 l/s.

Begleitend zum Dauerabsenkbetrieb werden die Entnahmeraten und Absenkbeträge, die Vor-Ort-Parameter Leitfähigkeit und Temperatur sowie die Trübung des geförderten Wassers im Online-Betrieb kontinuierlich gemessen. Daneben werden die geförderten Grundwässer in vierteljährlichem Abstand umfangreich hydrochemisch, in größeren Abständen auch isotopenhydrologisch untersucht.

Die Kontrollanalysen zeigen leichte Verschiebungen in der Mineralisation der Wässer aus den drei Entnahmestellen, die Gesamtfracht der geförderten gelösten Stoffe blieb jedoch über die letzten Jahre weitgehend konstant. Isotopisch zeichnet sich eine leichte Zunahme eines Jungwasseranteils aus dem weiteren Umfeld ab.

Die kontinuierlich aufgezeichneten Parameter sind in ein Online-Warnsystem eingebunden. Dieses meldet Abweichungen von den festgelegten Entnahmeraten bzw. vom Absenkziel in Echtzeit an eine zentrale Stelle. Von dort aus kann nach vorab definierten Handlungsanweisungen kurzfristig situationsabhängig reagiert werden. Eine Ersatzpumpe wird redundant vorgehalten. Damit ist sichergestellt, dass eventuelle Ausfallzeiten im Absenkbetrieb möglichst kurz sind.

Zeitliche Entwicklung der Geländedeformation

Die Hebungsgeschwindigkeiten haben in der Anfangsphase schnell und stark zugenommen. Danach blieben sie über einen Zeitraum annähernd gleich. Mit Beginn der schadensbegrenzenden Maßnahmen (Oktober 2009) setzte zunächst eine starke, annähernd lineare Abnahme der Hebungsgeschwindigkeit ein. Daran schließt eine Phase mit geringerer Abnahme an.

Die Hebungsfigur hat bereits seit Juni 2008 weitgehend ortsfest ihre markante elliptische Ausbildung angenommen. Die Hebung erfolgt überwiegend senkrecht zur Schichtung, sodass sich der Quellhebungsvorgang stark anisotrop verhält:

Hebefigur Staufen: September 2009

Entsprechend dem vorhandenen Schichteinfallen liegt das Hebungszentrum an der Geländeoberfläche deshalb nicht im Bereich des Erdwärmesondenfeldes bzw. nicht senkrecht über dem in Quellung befindlichen Gebirgsbereich, sondern es ist nach Nordwesten versetzt:

Hebefigur Staufen: September 2010

Die maximale Hebungsgeschwindigkeit lag anfangs bei rd. 11 mm/ Monat und hat bis April 2020 auf maximal 1,25 mm/Monat abgenommen. Insgesamt beträgt der maximale Hebungsbetrag im Hebungszentrum ca. 64 cm (Stand April 2020):

Hebefigur Staufen: September 2020

Neben den Vertikalbewegungen wurden in Staufen westlich der Hauptverwerfungszone Horizontalverschiebungen von maximal ca. 46 cm in nordwestliche Richtung und östlich davon ca. 13 cm in südöstliche Richtung festgestellt (Stand Ende 2018), wobei die Geschwindigkeit der Lageverschiebung ebenso wie die Hebungsgeschwindigkeit abnimmt.

Schlichtungsverfahren

Angesichts der Dimension der zu erwartenden Schäden wurden in der Stadt Staufen in den Jahren 2009/10 Überlegungen angestellt, wie man die Schäden abwickeln könnte, ohne in jedem Fall die staatlichen Gerichte anrufen zu müssen. Man fürchtete zu Recht um den Frieden in der kleinen Stadt durch jahrelange gerichtliche Auseinandersetzungen zwischen geschädigten Bürgern und der Stadt. Um das angestrebte Ziel zu erreichen, schlossen die Stadt und eine Gruppe von Geschädigten, die sich in einer Gesellschaft bürgerlichen Rechts zusammengefunden hatten, einen Vertrag, mit dem das sogenannte Schlichtungsverfahren etabliert wurde.

Die Stadt installierte eine Schlichtungsstelle, die von einem pensionierten Richter geführt wurde, der als Schlichter eingesetzt wurde und von jeder Art Weisungen unabhängig war. Bei dieser Schlichtungsstelle können alle Geschädigten Ansprüche anmelden, die nach Anhörung der Stadt vom Schlichter geprüft werden. Das Verfahren wird geregelt durch eine Schlichtungsordnung, die für alle Beteiligten verbindlich ist. Nach Prüfung des beiderseitigen Vortrags unterbreitet der Schlichter einen Vorschlag, in welcher Höhe der Geschädigte Ersatz erhalten sollte. Im Falle einer Einigung kommt es zu einer Schlichtungsvereinbarung, die die Stadt zur Zahlung verpflichtet. Anderenfalls steht es dem Geschädigten frei, die staatlichen Gerichte anzurufen.

Die Schlichtung war in den letzten 10 Jahren sehr erfolgreich. Es wurden etwa 550 Verfahren durchgeführt. Zu Gericht ging kein einziges. Unabdingbare Grundlage der gesamten Schlichtung war natürlich eine ausreichende finanzielle Grundlage. Diese wurde dadurch geschaffen, dass das Land Baden-Württemberg 40 % der benötigten Mittel bereitgestellt hat, weitere 40 % von den Kommunen des Landes kamen und 20 % von der Stadt Staufen selbst aufgebracht wurden.

Hinweis: Weitere Informationen über die Untergrundverhältnisse in Baden- Württemberg finden Sie unter LGRBwissen, dem geowissenschaftlichen Portal für Baden-Württemberg (https://lgrbwissen.lgrb-bw.de/).